Rubia - Leben und Abschied

Beenden Sie die Sprachlosigkeit zwischen sich und Ihrem Tier!
Historia de Rubia...
 
Es ist Herbst 2003: Mein Kumpel und später bester Freund Giovanni Luigi Salvatore Beckham erobert als Appenzeller-Mischlingsrüde „Silko“ die Herzen meiner späteren Gastfamilie und hält Einzug im gemeinsamen Haushalt in Heimiswil. Ungefähr ein halbes Jahr später deuten die jüngste Tochter sowie Rüde Giovanni an, dass es schön wäre, noch einen zweiten Hund aufzunehmen. Die Suche beginnt, einerseits orientiert man sich im Internet, andererseits auch im Tierheim Estavayer, von wo Giovanni den Weg nach Heimiswil gefunden hatte. 
 
Schliesslich sucht die Jüngste, Sandrine, eine ältere, blinde Mischlingshündin aus. Mit Erstaunen bemerken sie und ihre Mutter, dass sie aus dem riesigen Angebot an „Zweithunden“ ausgerechnet eine Hündin aus Spanien ausgewählt haben. Noch mehr staunen sie, als klar wird, dass die Hundevermittlerin niemand anderes als die Kursleiterin ist, bei welcher die beiden später Tierkommunikationsausbildungen absolvieren wollen. 
Nach etlichem Mailverkehr, mit welchem die Übergabe der Hündin organisiert wird, dann plötzlich der Anruf von Paloma, die völlig perplex darüber informiert, dass die Hündin nun plötzlich nicht mehr vermittelbar sei, da ihr ursprünglicher Besitzer sie buchstäblich in letzter Minute, sprich, einen kurzen Moment vor dem Antritt der Flugreise gefunden und aus dem Tierheim zurück geholt habe.
 
Gleichentags schickt uns Paloma ein Mail mit einem Foto von einer anderen spanischen Hündin zu. Die Mami, die das Mail liest und das Foto im Anhang öffnet, ist sofort von den kugelrunden braunen Augen angezogen, die sie nicht mehr loszulassen scheinen. Schweren Herzens muss sie jedoch davon Kenntnis nehmen, dass Sandrine lieber einen Hund aus dem Tierheim Estavayer übernehmen möchte. Sie bittet ihre Mutter, Paloma mitzuteilen, dass sie Rubia nicht haben möchte. Wie es in der Folge sein soll, ist auch die Estavayer Hündin plötzlich nicht mehr vermittelbar.
Mitten in der Nacht weckt Sandrine plötzlich aufgeregt ihre Mutter und bittet sie, unverzüglich Paloma zu informieren, dass sie Rubia nun doch bei sich aufnehmen möchte. Ächzend ihren akuten Hexenschuss möglichst ignorierend, erhebt sich die Mutter und teilt Paloma Sandrine’s Entschluss per Mail mit.
Fast postwendend (es ist MITTEN IN DER NACHT!) kommt die erleichterte Antwort, sie wäre unglaublich froh, da es für Rubia, eine frühere Streunerin infolge ihres erlittenen Unfalls, bei dem sie ein Hinterbein und einen grossen Teil ihres Schwanzes einbüsste äusserst schwierig sei, einen neuen Platz zu finden und sie deshalb wohl trotz vorheriger Amputation eingeschläfert werden müsste, wenn sie kein neues Zuhause angeboten erhält..
 
Während ihrer Rekonvaleszenz bleibt Rubia noch in Spanien, sie schickt aber zwischendurch Bilder und beschreibt, in welcher Art Haus sie wohnt und dass sie sich aber sehr darauf freut, in die Schweiz zu kommen. Später bestätigt ihre damalige Betreuerin die geschilderten Bilder mit Erstaunen bei einer Stippvisite in der Schweiz, bei der sie Rubia wieder sieht.
 
Schliesslich ist der Tag gekommen, an welchem wir zu zweit nach Kloten zum Flughafen fahren. Rüde Giovanni hüpft aufgeregt herum, er ist ein ziemlich ängstlicher Hund und fragt sich beklommen, wie Rubia wohl mit ihm umgehen möge. Etliche Boxen mit halbschlafenden Hunden und Katzen darin werden herangekarrt. Paloma weist uns an, eine der Boxen zu öffnen und eine von der langen Reise sperrige Rubia humpelt heraus und beginnt sogleich, die Hand von Sandrine’s Mutter zu schlecken. Sie begrüsst mit einem kleinen Nasenstupser Giovanni und trottet anschliessend ohne grosse Aufforderung seelenruhig ihrer neuen Familie nach, um gemeinsam mit ihr nach Hause zu fahren. 
 
Zuhause angekommen, versieht Sandrine die sandfarbene Schnauzer-Mischlingshündin mit dem stolzen Namen Ruby Rucola Dori Julie, den sie ab dann mit Würde trägt.
 
*** 
 
Nun verbringe ich schon mein sechstes Jahr in meiner Familie und ich verstehe mich mit Giovanni wie auch mit den beiden Katzen Nada und Nala sehr gut. Meinem treuherzigen Augenaufschlag ist es zu verdanken, dass ich meist ziemlich glimpflich davon komme, wenn ich wieder mal irgendeinen „Seich“ angestellt habe, was bei mir ziemlich häufig vor kommt...
 
Mal räume ich radikal einen Kehrichteimer aus, wenn dieser für meine Schnauze günstig platziert ist, ein anderes Mal verspeise ich munter die Kinderbibel von Sandrine, so dass ich künftig als die frömmste Hündin Heimiswil’s gelte, dann wieder verursache ich Aufregung damit, dass ich mir vorübergehend eine Packung Weihnachtskerzen samt Schachtel genehmige (...und später auch wieder ausscheide...) und daneben klaue ich Lebensmittel, wo ich nur kann, weder ein Sack Kartoffeln, noch Konservendosen oder Zwiebeln sind vor mir sicher, mit der Zeit gewöhnen sich die übrigen Bewohnerinnen daran, stets vor dem Einkauf unter der Treppe, wo ich mein Lager habe, nachzuprüfen, was noch alles an Vorräten vorhanden und was davon noch essbar ist.
Meine Tierärztin steht einmal vor einem grossen Rätsel, als sie einen Anruf kriegt, dass ich so komische, linsenförmige und transparente „Eier“ im Kot von mir geben würde. Sie kann sich die Beschreibung nicht erklären und bittet um eine Kotprobe. Kurz bevor diese zu ihr gebracht wird, entdeckt die Mutter von Sandrine in deren Zimmer ein „verfötzlets“ Stofftier, dessen Füllung exakt solch linsenförmige Kunststoffdinger sind – womit also das Rätsel ohne aufwendige Tierarztuntersuchung gelöst wäre.
Sowieso habe ich aber ein Urvertrauen zu meiner Familie, ich jammere nie, lasse auch Impfungen, Chip setzen und andere Behandlungen kommentarlos über mich ergehen, schaue derweil verächtlich auf Giovanni, der stets ein Riesenbrimborium loslässt, wenn er einen „Gix“ kriegt und bin einfach immer gleichermassen gut gelaunt, anhänglich und vertrauensselig, da ich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit gelernt habe, dass ich nicht länger panisch vor jedem nahenden Auto oder Lastwagen flüchten muss, sondern durch meine Begleitung den nötigen Schutz vor weiteren Unfällen geniesse.
Besonders schöne Erlebnisse haben Giovanni und ich an den Tiermeditationsabenden, an welchen immer ein paar Frauen aus der Region zu uns kommen und manchmal auch ihre Tiere mitbringen, wir beide geniessen stets die wunderbare Freiheit und Ungebundenheit in den durch Meditation hervorgerufenen Landschaften, in welchen wir ohne Leine herumtollen dürfen, wie es uns gefällt.
Mit den Jahren binden sich Giovanni wie ich immer stärker an Daniela, die „feste Burg“ in unserer Familie, die auch in Zeiten der Erschütterung und des Schmerzes unbeirrt die Betreuung und Begleitung für uns Tiere übernimmt und sich mehrmals bei uns bedankt, dass wir ihren Lebensmut erhalten helfen und ihr mit unserer Treue und Anhänglichkeit viel Freude bereiten.
 
Wir erleben ein paar Veränderungen mit neuen Zuhause und wechselnden Betreuenden, wenn Daniela bei der Arbeit ist, doch gewöhnen wir uns immer recht rasch ein, weil unsere Haupt-Bezugsperson lückenlos bei uns ist und uns Sicherheit vermittelt.
 
Mittlerweile bin ich zwischen 12 und 14 Jahren alt und zuweilen macht mir das Gehen mehr Mühe und mein ganzer Körper signalisiert, dass mein letzter Lebensabschnitt begonnen hat. Einerseits freue ich mich darauf, irgendwann in naher oder ferner Zukunft meinen versehrten Körper ablegen zu können und mit einer intakten Seele die Reise ins Paradies oder noch lieber ins nächste Leben antreten zu können. Ich möchte unbedingt wieder bei Daniela landen, die mir jedoch geduldig erklärt hat, dass sie nicht erneut einen Hund bei sich aufnehmen wird, wenn ich einmal nicht mehr bin und ich mir deshalb gut überlegen müsse, in welcher Gestalt ich zu ihr zurückkehren möchte. Meinen Vorschlag, als Huhn zu ihr zurück zu kehren, löst Heiterkeit bei ihr aus, sie kann sich kein Huhn vorstellen, dass wie ich so intensiv und treuherzig guckt. Auch meine Absicht, in Schlangenform wieder zu kommen, muss ich ad acta legen, da es Personen in meiner Familie gibt, die sich vor Schlangen fürchten. Zu guter Letzt einigen wir uns auf zwei Varianten und ich kriege Fotos davon bei meinem Ruheplatz an die Wand geklebt, damit ich mich darauf vorbereiten kann.
 
Ich weiss, dass wir alle in Kürze in ein neues, mit Glück gefülltes Zuhause umziehen werden und hoffe ganz fest, dass ich bis dahin noch einigermassen fit bleiben kann, um erleben zu dürfen, wie ich wieder ums Haus im Grünen herumtoben kann, mich nach Belieben in die Sonne legen und deren Wärme auf meinen alten Gliedern spüren kann und irgendeinmal, wenn es soweit ist, möglichst in den Armen meiner Liebsten einschlafen kann.
 
Bis dahin geniesse ich jeden Tag so, als ob es mein letzter wäre – und stibitze selbstverständlich auch weiterhin alles, was sich unbeobachtet stibitzen lässt – und wenn’s ganz arg kommt, dass ich dabei erwischt zu werden drohe, dann schaue ich mit meinem altbewährten treuherzigen Blick mit leichtem Schulterzucken in Richtung Giovanni’s in die Seele meiner Betreuerin und hoffe, dass er ausgeschimpft wird – wobei das eigentlich nur ganz selten klappt, meine Familie kennt mich halt einfach zu gut...
 

Liebe Freunde, gesundheitshalber musste ich mich am 22. Juli schweren Herzens von all meinen Lieben verabschieden. Meinem grössten Wunsch entsprechend durfte ich in den Armen meiner Liebsten - ach Sandrine, wie habe ich DICH dabei vermisst... - friedlich einschlafen und bin nun von allem körperlichen Ungemach erlöst.

Meine Facebook-Seite habe ich nun an meinen besten Freund Giovanni übergeben: https://www.facebook.com/rubyrucola.dorijulie?fref=ts

Liebe Ruby, Du fehlst uns - täglich, einfach immer! Wie oft erblicke ich Dich hoch oben am Himmel als Ruby-Wolkengebilde, spüre Dein Anstupsen mit der feuchten Nase, mit welchem Du unbeirrt Deine Streicheleinheiten eingefordert hast, erblicke in anderen Hundeaugen Deine lieben braunen Augen, welche stets bis tief in die Seele zu blicken vermochten. Du fehlst uns, Ruby, Du fehlst auch Deinem Freund Giovanni sehr, er hatte grosse Mühe damit, Dein plötzliches Fehlen zu verwinden und arbeitet immer noch daran. Auch Deine beim Abschied schmerzlich vermisste Sandrine hat wohl erst nach Deinem Ableben so richtig begreifen können, was verloren ging und bleibt auf jeden Fall in Gedanken auf ewig mit Dir verbunden, Dir, Du treue Seele!

Wie sind wir dankbar für die neun gemeinsamen - und trotz zuweilen turbulenten Zeiten - wunderschönen Jahren. Wir haben jeden Moment mit Dir genossen und zählen darauf, dass Du Dein Versprechen wahrmachst und in neuer Form zu uns zurück kommen wirst. Sei schon jetzt herzlich begrüsst. In Gedanken bist Du sowieso immer bei uns und Dein Bild wird uns auch an all die Mittelalterspektakel begleiten, damit Du trotzdem "dabei sein kannst".

Liebe Ruby - Du fehlst uns! Danke, dass es Dich gegeben hat und dass wir zueinander finden durften!

In Liebe, Daniela und Familie



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